BERLIN – Die deutsche Landwirtschaft steht vor enormen Herausforderungen. In den letzten Jahren haben steigende Bürokratie, eine Flut neuer Verordnungen, Wettbewerbsnachteile innerhalb der EU und Handelsabkommen ohne effektiven Schutz für heimische Erzeuger, die wirtschaftliche Lage der Betriebe zunehmend verschärft. Wenn dieser Kurs nicht gestoppt wird, steuert die deutsche Landwirtschaft auf einen unumkehrbaren Niedergang zu. Bereits in den letzten 13 Jahren mussten 44.000 Betriebe aufgeben – ein dramatischer Strukturbruch, der nicht nur Existenzen vernichtet, sondern auch die Versorgungssicherheit der Bevölkerung gefährdet.
Statt eine krisenfeste, nachhaltige Landwirtschaft zu fördern, sorgt die politische Regulierung dafür, dass Deutschland immer stärker auf Agrarimporte aus Drittstaaten angewiesen ist – oft unter fragwürdigen Produktionsbedingungen. Auch die Aufhebung der Handelsbeschränkungen für die Agrarimport der Ukraine belasten zunehmend unsere heimischen Betriebe. Handelsabkommen wie Mercosur oder TTIP öffnen den unkontrollierten Import von Lebensmitteln, während deutsche Landwirte mit immer strengeren Auflagen und steigenden Kosten belastet werden.
Gleichzeitig ist die Landwirtschaft in der Wertschöpfungskette zum schwächsten Glied verkommen. Als „Restgeldempfänger“ haben Betriebe kaum Verhandlungsmacht gegenüber Handel und Industrie.
Ein weiteres Versäumnis der Politik ist die fehlende Strategie für eine sichere und nachhaltige Energieversorgung durch die Landwirtschaft. Die Biogasproduktion – ein entscheidender Baustein für eine nachhaltige Energiesicherung Deutschlands – ist durch unsichere gesetzliche Rahmenbedingungen gefährdet. Dabei erzeugten Biogasanlagen 2023 rund 31,8 Terrawattstunden Strom, was knapp 9 Prozent der erneuerbaren Energien in Deutschland entspricht
Die Konsequenz dieser Fehlentwicklungen? Sinkende Lebensmittelproduktion, steigende Abhängigkeit von Importen und eine unkontrollierbare Preis- und Versorgungslage für Verbraucher.
Der LSV Deutschland e.V. fordert eine konsequente Neuausrichtung der Agrarpolitik. Die Landwirtschaft muss wirtschaftlich tragfähig bleiben, Planungssicherheit erhalten und in der Wertschöpfungskette fair behandelt werden. Die neu gewählte Regierung und alle zukünftigen tragen somit die Verantwortung, die deutsche Landwirtschaft in eine sichere Zukunft zu führen.
Daher setzt sich der LSV Deutschland e.V. für die Umsetzung folgender Maßnahmen ein:
- Verträge vor der Produktion
Die Einführung von Produktionsverträgen, wie sie im ZKL – Bericht 2.0 empfohlen werden, sind unerlässlich. Diese müssen verbindlich Menge, Qualität, Preis und Lieferzeitraum definieren, um Landwirten Planungssicherheit zu gewährleisten.
- Verbindliche Herkunftskennzeichnung
Verbraucher müssen klar erkennen können, woher ihre Lebensmittel stammen. Deshalb ist eine verpflichtende Ursprungs- und Herkunftskennzeichnung für alle landwirtschaftlichen Produkte erforderlich – auch für verarbeitete Lebensmittel und Speisen. - Nachhaltige Energiepolitik für die Landwirtschaft
Die Politik muss eine zeitnahe, zukunftsorientierte Strategie entwickeln, welche weiterhin die Veredelung landwirtschaftliche (Abfall-)Produkte gewährleistet. Landwirtschaftliche Betriebe spielen eine Schlüsselrolle in der Energieversorgung und verdienen daher Planungssicherheit. - Wettbewerbsfähige Agrardieselbesteuerung
Die deutsche Landwirtschaft braucht faire Wettbewerbsbedingungen. Die Einführung eines echten steuerfreien Agrardiesels ist ein entscheidender Schritt zur Stärkung der heimischen Betriebe. - Mindestlohn
Um die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirtschaft zu sichern, muss eine Regelung geschaffen werden, die den Mindestlohn für Ungelernte- und Saisonarbeitskräfte vom Mindestlohn für Fachkräfte entkoppelt. Nur so kann die Wirtschaftlichkeit der Betriebe erhalten und die Produktion regionaler Lebensmittel gesichert werden. - Bürokratieabbau
Die übermäßige Bürokratie lähmt die landwirtschaftlichen Betriebe. Eine radikale Reduzierung unnötiger Verordnungen, Regelungen und Vorschriften ist erforderlich, um die Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. (10-Punkte-Bürokratieabbau des LSV Deutschland)
Neben diesen Kernforderungen ist es essenziell, die Ernährungssouveränität im Grundgesetz zu verankern. Eine stabile Lebensmittelproduktion ist Voraussetzung für die Unabhängigkeit von Importen. Ebenso fordern wir ein wirksames Wolfsmanagement, um den Schutz von Nutztieren und Weidetierhaltern sicherzustellen.